Laufende Forschungsprojekte

„Społem!“ / „Gemeinsam!“: Die Wechselbeziehung zwischen Literatur und Sozialwissenschaften in Polen um 1900 und ihre Nachwirkungen

Dauer: 48 Monate, Finanzierung bewilligt durch den SNF

Zeitgenössische russischsprachige Prosa der Diaspora: Ein Übersetzungsprojekt

Projektleitung: Katrin B. Karl und Christian Zehnder

In diesem Verbundprojekt ist es unser Ziel, die beiden häufig als separat angesehenen Disziplinen der Literatur- und Sprachwissenschaft durch die Auseinandersetzung mit und praktische Tätigkeit des literarischen Übersetzens so miteinander zu kombinieren, dass aus ihnen ein erfahrener Mehrwert in der Auseinandersetzung mit einem Text entsteht. Das Projekt beinhaltete ein Lehrmodul, das im Frühjahrsemester 2023 durchgeführt wurde und aus einer Vorlesung und einem praktisch orientierten Seminar bestand, in dem literarische Texte russischsprachiger, im Exil lebender Gegenwartsautor:innen ins Deutsche übersetzt wurden. Die parallel organisierte Lesereihe (https://www.ost-est.ch/osteuropa-lesereihe.html) stellte die Verbindung zur interessierten Öffentlichkeit her. Die im Lauf des Projekts gesammelten Erfahrungen und entstandenen Übersetzungen werden aktuell in eine Buch-Publikation überführt. In dieser werden neben Informationen zu den Autor:innen Einblicke in die gemeinsame Übersetzungsarbeit und die darin erfahrene Verzahnung von Literatur- und Sprachwissenschaft gegeben sowie die Texte in zweisprachiger Form publiziert.

Variation in Narrativen: Eine kontrastive Untersuchung von Erzählungen von Erwachsenen im Russischen, Polnischen und Deutschen

Projektleitung: Katrin B. Karl

In diesem empirischen Projekt steht die Frage im Mittelpunkt, welche Faktoren sich auf die Art und Weise, wie Erwachsene Geschichten erzählen auswirken und inwiefern deren systematische Veränderung zu Variation in den entsprechenden Narrativen führt. Dafür werden vier Variablen in den Fokus genommen, variiert und ihre Auswirkungen analysiert: Art der zu erzählenden Geschichte (= Stimulus), Alter der erzählenden Person, Adressat der Geschichte und Sprache, in der erzählt wird. Das Design umfasst eine detaillierte Befragung von erwachsenen Personen mit Russisch, Polnisch und Deutsch als Erstsprache, die in drei Altersgruppen eingeteilt werden: 20-25-Jährige, 45-50-Jährige und Personen ab 70 Jahren. Mit Hilfe dreier unterschiedlicher Stimuli werden von ihnen narrative Daten, adressiert an unterschiedliche Personen erhoben und diese auf zwei Ebenen untersucht: Der sprachübergreifenden Ebene der Makrostruktur, die die Struktur der Geschichten, die Anordnung der verbalisierten narrativen Elemente umfasst und der sprachspezifischen Ebene der Mikrostruktur. Hier stehen konkrete sprachliche Phänomene der unterschiedlichen Ebenen im Vordergrund wie Tempus, Verfahren der Koreferenz oder der Wortbildung. Die Analyse erfolgt jeweils kontrastiv im Abgleich der Variablen zueinander, um der Frage auf den Grund zu gehen, in welcher Weise diese zu Variationen der untersuchten narrativen Strukturen führen.

Slavische Sprachen als Migranten- und Herkunftssprachen in der Schweiz

Projektleitung: Katrin B. Karl

Die Mehrsprachigkeit der Schweiz ist vielfach beschrieben worden, selten lag dabei bislang der Fokus auf Personen, die eine der slavischen Sprachen als Migranten- oder Herkunftssprache sprechen. Ziel dieses Projekts ist es, mit Hilfe eines soziolinguistischen Fragebogens quantitative Daten von Sprecher:innen unterschiedlicher slavischer Sprachen zu erheben, die dauerhaft in der deutschsprachigen Schweiz leben und die Verwendung ihrer Sprachen, ihre Sprachkompetenzen und Spracheinstellungen systematisch zu erheben und hinsichtlich Unterschiede zwischen den Sprachen und den Sprechergenerationen zu untersuchen. Im Unterschied zu anderen Befragungen wird in diesem Projekt dezidiert die sprachliche Situation in der Deutschschweiz (die häufig mit dem Stichwort der medialen Diglossie beschrieben wird) berücksichtigt und das Verhältnis zu den Schweizerdeutschen Varietäten in die Befragung integriert. Damit strebt das Projekt an, dem Blick auf die mehrsprachige Schweiz eine weitere Facette hinzuzufügen. Im Rahmen eines Projektseminars im Herbstsemester 2024 wurde gemeinsam mit Studierenden ein umfangreicher Fragebogen entwickelt, der zunächst Sprecher:innen aus dem ehemaligen jugoslavischen Raum (im Besonderen Sprecher:innen des Bosnischen, Kroatischen, Montenegrinischen und Serbischen, zugleich auch des Albanischen) adressiert. Die Datenerhebung läuft momentan noch, interessierte Personen sind aufgerufen, an der Befragung teilzunehmen. Diese Befragung soll zum einen als Grundlage für eine erste wissenschaftliche Auswertung zu den genannten Sprecher:innengruppen genutzt werden und zum anderen als wertvolle Erfahrung dienen, den Fragebogen zu überarbeiten und an weitere slavische Sprachen und die Situation dieser Gruppen anzupassen.

Mehrsprachigkeit im Alter und im Pflegeheim: Das Projekt UnVergessen und die Forschungsplattform „Diversität im Alter als inter- und transdisziplinäres Forschungsfeld“

Verbundprojekt

Wie stellt sich individuelle Mehrsprachigkeit im Alter und im Fall von Pflegebedürftigkeit dar? Rund um diese gesellschaftlich relevante und immer aktueller werdende Frage sind zwei Verbundprojekte entstanden, die sich interdisziplinär mit Fragen des Alters und der Mehrsprachigkeit auseinandersetzen: In dem Projekt UnVergessen (https://www.wbkolleg.unibe.ch/forschung/forschungsforum/diversitaet_im_alter/index_ger.html) kommen mehrsprachige Studierende und mehrsprachige Pflegebedürftige in Pflegeheimen zusammen und tauschen sich über ihre mehrsprachige Situation, ihre Sprachen, deren Verwendung und erfahrener Veränderung im Lauf des Lebens und im Speziellen über die aktuelle Situation im Pflegeheim aus. Im Rahmen des interdisziplinären Projekts, das Lehre, Forschung und gesellschaftliches Engagement vereint werden Sprachdaten mit Hilfe der Oral History erhoben, die sich für die historische, linguistische und pflegewissenschaftliche/sozialanthropologische Analyse sowie für angrenzende Disziplinen und Fragestellungen eignen. Aus der gemeinsamen Arbeit am Projekt heraus ist die breiter gefasste Forschungsplattform „Diversität im Alter als inter- und transdisziplinäres Forschungsfeld“ (Verlinkung) entstanden, die sich in einem grösseren Verbund mit allgemeineren Fragen rund um das Alter(n) aus geisteswissenschaftlicher Perspektive auseinandersetzt und unterschiedliche Aktivitäten initiiert.