Institut für Slavische Sprachen und Literaturen

„Im Bannkreis seines Denkens“: Stanislaw Brzozowski und das polnische intellektuelle Leben des 20. und 21. Jahrhunderts

Der polnische Schriftsteller, Philosoph und Literaturkritiker Stanislaw Brzozowski (1878-1911) stand schon zu Lebzeiten im Zentrum erhitzter Debatten. Vor allem sein Nachleben ist bemerkenswert: Seit über hundert Jahren berufen sich polnische Schriftsteller und Intellektuelle immer wieder auf Brzozowski als Inspirationsquelle. Wir untersuchen die Gründe der Faszination, die Brzozowski bis heute auf engagierte Intellektuelle unterschiedlichster Denkschulen und politischer Ausrichtungen ausübt.

Inhalt und Ziel des Forschungsprojekts

Der Literaturwissenschaftler Kazimierz Wyka, der Journalist und Verleger Jerzy Giedroyc, der Dichter Czeslaw Milosz, der Kulturanthropologe Andrzej Mencwel und viele mehr – sie alle sahen oder sehen sich als 'Brzozowskianer'. Gerade in jüngster Zeit ist in Polen – wieder einmal – eine Renaissance Brzozowskis zu beobachten: Die linkspolitische Bewegung "Krytyka Polityczna" (Politische Kritik) hat ihn zu ihrem "Patron" erhoben und legt Neueditionen seiner Werke vor. Dabei ist die Geschichte der Auseinandersetzung(en) mit Brzozowski in der polnischen Kultur verwickelt: dies vor allem durch den 1908 aufgekommenen und nie ganz geklärten Vorwurf der Zusammenarbeit mit dem zaristischen Geheimdienst. Die sog. "Brzozowski-Affäre" war ursächlich für manche Anfeindung, aber auch für die Aura des Rätselhaften, die die Figur des Autors im kulturellen Gedächtnis Polens umweht. Das Projekt will überprüfen, ob wirklich ganze Generationen "im Bannkreis" von Brzozowskis Denken aufgewachsen sind, wie der Maler und Essayist Józef Czapski schon 1928 behauptete. Dazu werden wir die das Nachwirken und die Präsenz Brzozowskis in den polnischen Intelligenz-Debatten des 20. und des frühen 21. Jahrhunderts unter die Lupe nehmen.

Verantwortliche:r und weitere Gesuchsteller:innen